Samstag, November 28, 2009

Rettet den Nikolaus

Versuchen Sie mal bis zum 6. Dezember einen Schokoladennikolaus zu erwerben. Fehlanzeige im ganzen Land. Fragen Sie nach und sie sehen Unverständnis in Gesichtern der Verkäuferinnen, viele kennen nicht einmal den Unterschied. Die Figur des Schokoladenweihnachtsmannes hat mittlerweile in Deutschland fast vollständig den eigentlich traditionellen Schokoladennikolaus verdrängt. Auffälligster Unterschied bei den Schokoladenfiguren dürfte die rote Zipfelmütze beim Weihnachtsmann gegenüber der Mitra beim Nikolaus sein, ebenso der fehlende Bischofsstab. Wie konnte es dazu kommen ?Um 1820 entstanden die ersten aus massiver Schokolade gefertigten Nikolausfiguren mit der Darstellung des Bischofs mit Mitra und Stab. Erst später wurden sie in der heute gewohnten Form als Hohlkörper hergestellt. Mit der industriellen Produktion und den zunehmenden Vorlaufszeiten für den Vertrieb blieb der Nikolaus auf der Strecke. Ein übriges tat die Entchristlichung unserer Gesellschaft. Hauptsache wurde das massenhafte Konsumieren. Der Nikolaus hatte dabei eigentlich gute Chancen.Er galt und gilt als Patron diverser Menschen- und Berufsgruppen. Die große Zahl von Nikolai-Kirchen in unseren Städten geht wohl vor allem darauf zurück, dass die Kaufleute Nikolaus als ihren Patron verehrt haben.Von der historischen Person des Nikolaus gilt als sicher, dass er im vierten Jahrhundert Bischof von Myra war, das an der heute türkischen Mittelmeerküste liegt. Die in Myra schon früh einsetzende Verehrung war von der Erinnerung an seine Güte bestimmt. Dieser Wesenszug kennzeichnet auch die vielfältigen Nikolausüberlieferungen. Um den Heiligen ranken sich Legenden. Einer zufolge erweckte Nikolaus drei ermordete Schüler wieder zum Leben. Er gilt deswegen als Patron der Schüler. Im Mittelalter wählten Klosterschüler am Vorabend des Nikolausfestes einen Kinderbischof. Dieser bekleidete sich mit den Gewändern eines Bischofs, visitierte die Klosterschule. Er bestrafte und belohnte Schüler, letzteres auch mit Süßigkeiten. Der heute übliche Brauch des gefüllten Stiefels bringt noch immer Kinder zum Schuhputzen.Der Siegeszug des Weihnachtsmannes – vorangetrieben durch das moderne Marketing drängte den Nikolaus an den Rand, ähnlich erging es dem Christkind. Die Ausbeutung des Weihnachtsfest versprach größere Gewinne als das Nikolausfest. Wenn sie diese Erinnerung aus ihrer Kindheit retten wollen, nutzen sie ihre Macht als Verbraucher und fragen sie nach dem Nikolaus.

Mit freundlicher Genehigung des Autors übernommen

Keine Kommentare: